Gutsbetrieb Herzog von Württemberg

 

Verantwortung für Tradition und Zukunft sind Grundlage unser Handelns.

Der Gutsbetrieb Herzog von Württemberg umfasst eine landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 1.100 Hektar. Der Gutsbetrieb teilt sich in zwei Standorte, den Stammbetrieb Tiergarten im Landkreis Ravensburg (Gemeinden Ebersbach - Altshausen / Aulendorf und Ravensburg) mit etwa 750 Hektar und die Domäne Einsiedel im Landkreis Tübingen (Gemeinde Kirchentellinsfurt) mit knapp 350 Hektar.

Der Gutsbetrieb ist ein konventionell geführter Ackerbaubetrieb. Die Hauptanbaukulturen sind Weizen, Raps, Mais und Zuckerrüben. Gutsverwalter ist Hubert Leuter.

Seit dem Jahr 1806 war das Schloss Altshausen der Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft des Deutschen Ordens. Hier residierte der Landkomtur der Ballei Elsass-Burgund als Direktor der Deutschordens-Besitzungen in Südwestdeutschland, im Elsass und in der Schweiz.

Zum Besitz des Deutschen Ordens gehörte auch drei große Güter in der Nähe der Residenz Altshausen, Arnetsreute, Lichtenfeld und Tiergarten. Der Name des Gutes Tiergarten geht auf einen Tiergarten zurück, der den Landkomturen der Kommende Elsass-Burgund als Jagdgebiet diente. An Stelle eines Lusthauses wurde 1669 ein Hof errichtet.

König Friedrich erwarb 1810 mit der Deutschordensherrschaft Altshausen im Tausch gegen die Herrschaft Weiltingen vom König von Bayern das Gut Tiergarten. Es war von 1824 bis 1963 verpachtet. Seit 1963 wird der landwirtschaftliche Betrieb Tiergarten in Eigenregie bewirtschaftet. Seit etwa 1990 wurden einige eigenständige Domänen des Hauses Württemberg aufgelöst und die landwirtschaftlichen Flächen im Gutsbetrieb Tiergarten integriert.

Der heutige zweite Standort, das Gut Einsiedel, blickt auf eine noch längere württembergische Geschichte zurück. Graf Eberhard im Bart ließ im Jahr 1482 auf dem Einsiedel ein dreistöckiges Jagdschloss errichten. Für die Brüder vom Gemeinsamen Leben, eine geistliche Gemeinschaft, gründete er das Stift St. Peter, in dem er nach seinem Tod 1496 beigesetzt wurde. Beide Gebäude, Stift und Jagdschloss, brannten ab. Herzog Johann Friedrich ließ das Schloss teilweise wiederherstellen, so dass heute nur noch ein kleiner Rest des Schlösschens von Graf Eberhard erhalten ist. Die zum Schloss gehörende Domäne wurde bis 1795 samt dem Gestüt Einsiedel vom Staat in Eigenregie bewirtschaftet.

Seit 1795 war sie verpachtet. König Wilhelm I. von Württemberg kaufte das Hofgut Einsiedel im Jahr 1823 vom Staat und ließ es von der Hofdomänenkammer - als Behörde für die Verwaltung des Vermögens der Herrscherfamilie - verwalten. Ein Jahrhundert lang, von 1913 bis 2012, war die Domäne im Folgenden an die Firma Süddeutsche Zucker AG verpachtet. Zum 1. Januar 2013 endete das Pachtverhältnis mit der Firma Südzucker AG. Die Hofkammer des Hauses Württemberg nahm das Hofgut Einsiedel zurück und übertrug die Bewirtschaftung dem Gutsverwalter auf dem Betrieb Tiergarten. Seither bilden die beiden Betriebe Tiergarten und Einsiedel zusammen eine wirtschaftliche Einheit.

Der Gutsbetrieb

 

Der Gutsbetrieb Herzog von Württemberg gliedert sich in zwei Standorte mit folgenden Charakteristika:

  • Hofgut Tiergarten
    gelegen in Oberschwaben mit typischen Endmoräne-Böden und dadurch bedingt stark schwankende Böden – von Moor bis zu schweren Tonböden. Die Niederschläge mit durchschnittlich 920 mm/Jahr sind für Ackerbaustandorte sehr hoch. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,40 °C. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen befinden sich in einem Umkreis von ca. 25 km um die Hofstelle. Der Standort Tiergarten liefert auch Biomasse an eine Biogasanlage bei Ravensburg, an welcher die Hofkammer des Hauses Württemberg beteiligt ist.

Kontakt

Hofgut Tiergarten

Tiergarten 1
88371 Ebersbach-Musbach

Volontärverwalter: Herr Marius Dollinger

0 75 84 / 36 28

  • Hofgut Einsiedel
    oberhalb des Neckartales gelegen auf einer Anhöhe, eingebettet in der herrlichen Umgebung der großen Waldfläche des Naturpark Schönbuch.
    Die Böden sind gute, tiefgründige Ackerböden mit Lößauflage. Die Jahresniederschläge liegen bei 700 mm, bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 10,40 °C.

Kontakt

Hofgut Einsiedel

Hofgut Einsiedel 13
72138 Kirchentellinsfurt

Gutsverwalter: Herr Hubert Leuter

0 71 21 / 26 72 19-1

Die Anbaukulturen

Weizen

Weizen

 

Den höchsten Flächenanteil des Gutsbetriebes umfasst der Weizenanbau. Auf den meist schweren Böden mit Bodenzahlen von 40 bis 65 und ausreichenden Niederschlägen reifen Spitzen-Weizenernten heran. Vorwiegend werden A-Qualitäten erzeugt.

Raps

Raps

 

Der Raps wird zur Ölgewinnung angebaut. Er dient zum einen als Ölpflanze für die Herstellung von Nahrungsmitteln wie auch als Energiepflanze für die Biodieselherstellung. Die ausgepresste Rapssaat dient als wertvoller Proteinlieferant in der Tierfütterung.

Mais

Mais

 

Der Anbau von Silomais ergänzt in hervorragender Weise unsere Fruchtfolge. Als Frühjahrskultur lockert der Mais die Arbeitsspitzen auf und bietet die Möglichkeit einer effektiven Bekämpfung von hartnäckigen Ungräsern wie Fuchsschwanz und Quecke. Verwendung findet der Silomais in verschiedenen Biogasanlagen als nachwachsender Rohstoff zur Energiegewinnung.

Zuckerrüben

Zuckerrüben

 

Die Zuckerrübe gilt als die Königin der Ackerfrüchte. Trotz mittlerer Bodengüte liefert unser Standort dank ausreichender Wasser-versorgung und mildem Klima hervorragende Rübenerträge. Die Zuckerrüben werden zur Zuckerproduktion und als nachwachsender Rohstoff zur Energiegewinnung in Biogasanlagen verwendet.

Die Verfahrenstechniken

Der Gutsbetrieb wird nach fortschrittlichen und zugleich nachhaltigen Grundsätzen bewirtschaftet. Sämtliche Bearbeitungsgänge werden GPS-unterstützt mit automatischer Lenkung im Parallel-Trecking-System (John Deere Autotrac) durchgeführt. An sämtlichen Arbeitsgeräten (Sämaschine, Düngerstreuer, Pflanzenschutzspritze) wird mit GPS-unterstütztem SECTION-Control-System gearbeitet. Dies garantiert einen optimalen Betriebsmittel bzw. Saatgut-Einsatz.

Im Einzelnen sind aktuell folgende Verfahrenstechniken im Einsatz:

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Bodenbearbeitung

 

Nach der Ernte der Feldfrüchte erfolgt in der Regel eine flache Stoppel­bearbeitung entweder mit der Scheibenegge oder dem Feingrubber Cruiser. Die tiefe Grundbodenbearbeitung erfolgt fast ausschließlich pfluglos mit Tiefengrubber Terrano FX oder Terrano FM.

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Die Getreide- und Rapsaussaat erfolgt mit der Horsch-Pronto-Kreiseleggen-Drillkombination und der Direktsämaschine Horsch-Avatar. Rüben und Mais werden mit einem 12-reihigen Horsch-Maistro-Einzelkornsägerät (50 cm Reihenabstand) gesät.

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  • Die Grunddüngung
    wird zum überwiegenden Teil durch organische Düngung in Form von Gärresten aus verschiedenen Biogasanlagen abgedeckt. Ausgebracht werden diese über Lohnunternehmen mit Güllefässern und angebauten Schleppschläuchen. Die Ausbringung der Gärreste erfolgt in der Hauptsache vor der Saat zu Raps und Mais, auf Grünland und Ackergras jeweils nach den Ernteschnitten.
  • Die mineralische Düngung
    erledigen zwei Rauch-Axis-Düngerstreuer.
  • Die Stickstoffdüngung
    wird unterstützt durch einen Claas-Crop-Sensor, welcher über Infrarotsensoren den Stickstoffbedarf der Pflanzen ermittelt und sofort online dem Streuer den aktuellen Düngerbedarf mitteilt.

Über digitalisierte Bodenuntersuchung werden die Grundnährstoffe Phosphor, Kali und Magnesium untersucht. Über Ausbringungskarten werden die nach der organischen Düngung noch notwendigen Grundnährstoffe mit dem Düngersteuer ausgebracht.

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Pflanzenschutz

 

Der Pflanzenschutz erfolgt nach den Regeln des integrierten Pflanzenschutzes nach Schadschwellen und Prognosemodellen.
Zwei Anhängespritzen mit 30-Meter-Arbeitsbreite übernehmen die notwendigen Arbeiten. Ein kontinuierliches Behälter-Reinigungssystem gewährleistet die Reinigung nach erfolgter Spritzarbeit. Ein Resistenzmanagement bei der Auswahl der eingesetzten Mittel soll der Resistenz der Pflanzen bzw. Krankheiten gegenüber Wirkstoffen entgegenwirken.

Wo möglich, werden biologische Bekämpfungsverfahren eingesetzt: Beispiel Trichogramma-Einsatz zur Maiszünslerbekämpfung mittels Quadrocopter (Drohne).

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Die Ernte von Getreide und Raps erfolgt durch Mähdrescher mit Breitbereifung oder Raupenlaufwerk. Das Abtanken erfolgt ausschließlich während der Fahrt auf Anhänger mit Niederdruckreifen. Bei weiten Feldentfernungen wird für den Abtransport ins Getreidelager ein Überladewagen zur Befüllung der Transporthänger eingesetzt.

Stroh wird, wenn möglich, zur organischen Düngung fein gehäckselt und gleichmäßig auf dem Feld verteilt.

Die Rübenernte wird von einem Lohnunternehmer mit einem Holmer-Selbstfahrer durchgeführt. Das Beladen erledigt eine Lademaus der Rübenabfuhrgemeinschaft oder durch Lohnunternehmer. Die Abfuhr erfolgt durch Lastwagen.

Zur Silomais-Ernte wird die Silierkette von Lohnunternehmern eingesetzt.

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Getreideeinlagerung

 

An beiden Betriebsstandorten stehen ausreichend Lagermöglichkeiten für die komplette Erntemenge zur Verfügung. Eingelagert wird in Hochsilos und Flachlagern. Zur Gesunderhaltung ist eine Trocknungsmöglichkeit vorhanden. Alle Silos sind mit Belüftungseinrichtungen und Temperaturüberwachung ausgestattet. Die Ernte wird an örtliche Händler und Mühlen vermarktet.

Bioenergie

Die Biogasanlage ist eine Gemeinschaftsanlage des Herzogs von Württemberg und Robert Christ. Sie befindet sich in Ravensburg am Rande des Gewerbegebiets Erlen, angrenzend an die Domäne Ganterhof, welche sich im Besitz der Familie Christ befindet.

Die Anlage wurde im Jahre 2011 in Betrieb genommen und im Jahre 2015 auf die heutige Leistung erweitert. Jährlich werden circa 4 Millionen Normkubikmeter (Nm3) Biogas erzeugt. Über drei Blockheizkraftwerke wird das Gas zu elektrischer und thermischer Energie umgewandelt.

Die Biogasanlage gliedert sich in drei Teile:

  • Fahrsiloanlage
  • Gasstrecke mit Fermenter, Nachgärer und Gasaufbereitung
  • Gasverbrennung in Motoren und anschließender Einspeisung des erzeugten Stromes und der Wärme

In die Siloanlage werden die eingesetzten nachwachsenden Rohstoffe einsiliert. Mehrmals täglich wird über einen Feststoffdosierer ein Gemisch der verschiedenen Einsatzstoffe in die Fermenter eingebracht. Im Fermenter findet der Abbau der eingesetzten organischen Stoffe durch Methanbakterien statt. Hierbei entsteht jeweils etwa zur Hälfte Methangas und Kohlendioxid (CO2).

Damit die Methanbakterien aktiv werden, muss eine luftdichte Atmosphäre und Wärme vorhanden sein. Ständiges Rühren gewährleistet einen vollständigen Abbau der organischen Substanz. Das Methangas gelangt über Gasleitungen zu den Motoren.

Biogasanlage

Auf der Biogasanlage selbst stehen zwei Motoren. Ein Motor wird über eine Fernleitung auf dem benachbarten Pharma-Unternehmen Vetter betrieben. Der produzierte Strom wird ins Stromnetz eingespeist. Die anfallende Wärme dient zum einen für die Prozesswärme und zum anderen werden über ein Fernwärmenetz verschiedene Gewerbebetriebe mit Wärme versorgt. Eine Hackschnitzeltrocknung nimmt die überschüssige Wärme vor allem im Sommer ab.

Die Jahresproduktion beträgt bei Strom etwa 7,9 Millionen kWh und bei Wärme etwa 6,6 Millionen kWh. Damit können rechnerisch etwa 2.400 Haushalte mit Strom und etwa 2.100 Haushalte mit Wärme versorgt werden.

Nach dem Vergärungsprozess bleibt der sogenannte „Gärrest“ als hochwertiger Dünger übrig. Dieser wird auf die Felder der beiden Gesellschafter ausgebracht und ersetzt dabei bisher zugekauften Handelsdünger. Somit ergibt sich ein fast geschlossener Nährstoffkreislauf.

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In der Anlage werden möglichst viele Reststoffe eingesetzt; zwischen 30 und 40% ist dies Wirtschaftsdünger wie Gülle und Mist aus benachbarten Betrieben. Dazu kommen noch Pflanzenreste aus der Apfelsaftproduktion. Die weiteren Einsatzstoffe sind nachwachsende Rohstoffe wie Gras, Ganzpflanzensilage, Mais und Zuckerrüben. Diese werden zum größten Teil von den Gesellschaftern selbst angebaut. Dank der ausreichenden Flächenausstattung der beiden Gesellschafter sind diese Kulturen in eine bestehende Fruchtfolge eingebaut, Monokulturanbau findet nicht statt.

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