Betriebsbeschreibung / Produktionsgrundlage
Der Gutsbetrieb Herzog von Württemberg ist ein konventionell wirtschaftender Betrieb mit dem Schwerpunkt Ackerbau auf zwei Betriebsstandorten:
- Hofgut Tiergarten gelegen in Oberschwaben mit typischen Endmoräne-Böden und dadurch bedingt stark schwankende Böden – von Moor bis zu schweren Tonböden. Die Niederschläge mit durchschnittlich 920 mm/Jahr sind für Ackerbaustandorte sehr hoch. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,40 C
- Hofgut Einsiedel liegt oberhalb des Neckartales gelegen auf einer Anhöhe, eingebettet in der herrlichen Umgebung der großen Waldfläche des Schönbuches. Die Böden sind gute tiefgründige Ackerböden mit Lößauflage. Die Jahresniederschläge liegen bei 700 mm, bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 10,40 C
Beide Standorte eignen sich hervorragend für die anspruchsvollen Kulturen Weizen, Raps, Mais und Zuckerrüben.
Pflanzenschutz und Düngung werden gezielt nach den Grundsätzen des integrierten Pflanzenbaues eingesetzt. Unser Ackerbaubetrieb ist fortschrittlich und zugleich nachhaltig nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten konzipiert.
Anbaukulturen
Weizen
Den höchsten Flächenanteil unseres Betriebes hat der Weizenanbau. Auf den meist schweren Böden mit Bodenzahlen von 40 bis 65 und ausreichenden Niederschlägen reifen Spitzen-Weizenernten heran. Vorwiegend werden A-Qualitäten erzeugt.
Raps
Der Raps wird zur Ölgewinnung angebaut. Er dient zum einen als Ölpflanze für die Herstellung von Nahrungsmitteln wie auch als Energiepflanze für die Biodieselherstellung. Die ausgepresste Rapssaat dient als wertvoller Proteinlieferant in der Tierfütterung.
Mais
Der Anbau von Silomais ergänzt in hervorragender Weise unsere Fruchtfolge. Als Frühjahrskultur lockert der Mais die Arbeitsspitzen auf und bietet die Möglichkeit einer effektiven Bekämpfung von hartnäckigen Ungräsern wie Fuchsschwanz und Quecke.
Verwendung findet der Silomais in verschiedenen Biogasanlagen als nachwachsender Rohstoff zur Energiegewinnung.
Zuckerrüben
Die Zuckerrübe gilt als die Königin der Ackerfrüchte. Trotz mittlerer Bodengüte liefert unser Standort dank ausreichender Wasserversorgung und mildem Klima hervorragende Rübenerträge. Bedingt durch die weite Entfernung zur Zuckerfabrik werden die Rüben inzwischen zum großen Teil als nachwachsender Rohstoff zur Energiegewinnung in Biogasanlagen eingesetzt. Der Energieertrag pro Hektar liegt an unserem Standort deutlich höher als bei Silomais.
Ganzpflanzen-Silage
In unmittelbarer Nähe zur eigenen Biogasanlage dient ein Gemenge aus Getreide-Gras-Erbsen-Wicken zum einen zur Auflockerung der Fruchtfolge und zum anderen als sinnvolle Ergänzung der Einsatzstoffe für die Biogasanlage.
Der Aufwuchs wird als Ganzpflanze zum Teigreifestadium mit dem Feldhächsler geerntet. Nachfolgend liefert das mitgesäte Weidelgras zwei weitere Ernteschnitte.
Verfahrenstechnik
Bodenbearbeitung
Nach der Ernte der Feldfrüchte erfolgt in der Regel eine flache Stoppelbearbeitung entweder mit der Scheibeneggge oder dem Feingrubber Cruiser.
Die tiefe Grundbodenbearbeitung erfolgt fast ausschließlich pfluglos mit Tiefengrubber Terrano FX oder Terrano FM.
Sämtliche Bearbeitungsgänge werden GPS-unterstützt mit automatischer Lenkung im Parallel-Trecking-System durchgeführt.
Saat
Die Getreide- und Rapssaat erfolgt mit einer Horsch-Pronto-Kreiseleggen-Drillkombination. Die Doppelscheibenschare gewährleisten eine hervorragende Saatgutablage.
Rüben und Mais werden mit einem 12-reihigen Horsch-Maistro-Einzelkornsähgerät (50 cm Reihenabstand) mit GPS-unterstütztem SECTION-Control gesät. Dadurch werden Saatüberlappungen verhindert.
Das Anschlussfahren erfolgt ohne Spuranzeiger ausschließlich mit John-Deere-Autotrac.
Düngung
- Die Grunddüngung wird zum überwiegenden Teil durch organische Düngung in Form von Gärresten aus verschiedenen Biogasanlagen abgedeckt. Ausgebracht werden diese über Lohnunternehmen mit Güllefässern und angebauten Schleppschläuchen. Die Ausbringung der Gärreste erfolgt in der Hauptsache vor der Saat zu Raps und Mais, auf Grünland und Ackergras jeweils nach den Ernteschnitten.
- Die mineralische Düngung erledigen zwei Rauch-Axis-Düngerstreuer ebenfalls mit SECTION-Control.
- Die Stickstoffdüngung wird unterstützt durch einen Claas-Crop-Sensor, welcher über Infrarotsensoren den Stickstoffbedarf der Pflanzen ermittelt und sofort online dem Streuer den aktuellen Düngerbedarf mitteilt.
Über digitalisierte Bodenuntersuchung werden die Grundnährstoffe Phosphor, Kali und Magnesium untersucht. Über Ausbringungskarten werden die nach der organischen Düngung noch notwendigen Grundnährstoffe mit dem Düngersteuer ausgebracht.
Zur Rüben- und Maisaussaat erfolgt eine Unterfußdüngung von Stickstoff und Phosphor.
Pflanzenschutz
Der Pflanzenschutz erfolgt nach den Regeln des integrierten Pflanzenschutzes nach Schadschwellen und Prognosemodellen.
Zwei Damman-Feldspritzen mit 30-Meter-Arbeitsbreite und SECTION-Control-Steuerung übernehmen die notwendigen Arbeiten. Ein kontinuierliches Behälter-Reinigungssystem gewährleistet die Reinigung nach erfolgter Spritzarbeit. Ein Resistenzmanagement bei der Auswahl der eingesetzten Mittel soll der Resistenz der Pflanzen bzw. Krankheiten gegenüber Wirkstoffen entgegenwirken.
Wo möglich, werden biologische Bekämpfungsverfahren eingesetzt: Beispiel Trichogramma-Einsatz zur Maiszünslerbekämpfung mittels Quadrocopter.
Ernte
Die Ernte von Getreide und Raps erfolgt durch Großmähdrescher mit Breitbereifung oder Raupenlaufwerk. Das Abtanken erfolgt ausschließlich während der Fahrt auf Anhänger mit Niederdruckreifen.
Bei weiten Feldentfernungen wird für den Abtransport ins Getreidelager ein Überladewagen zur Befüllung der Transporthänger eingesetzt.
Stroh wird, wenn möglich, zur organischen Düngung fein gehäckselt und gleichmäßig auf dem Feld verteilt.
Die Ertragsfeststellung erfolgt entweder direkt über die Erfassung durch den Mähdrescher oder über die Bodenwaage.
Die Rübenernte wird von einem Lohnunternehmer mit einem Holmer-Selbstfahrer durchgeführt. Das Beladen erledigt eine Lademaus der Rübenabfuhrgemeinschaft. Die Abfuhr erfolgt durch Lastwagen.
Zur Silomais-Ernte wird die Silierkette von Lohnunternehmern eingesetzt. Bei Entfernungen über 10 Kilometern kommen vermehrt Lastwagen zum Einsatz.
Getreidelagerung
Auf beiden Standorten stehen ausreichend Lagermöglichkeiten für die komplette Erntemenge zur Verfügung. Eingelagert wird in Hochsilos und Flachlagern. Zur Gesunderhaltung ist eine Trocknungsmöglichkeit vorhanden. Alle Silos sind mit Belüftungseinrichtungen und Temperaturüberwachung ausgestattet.
Die Ernte wird an örtliche Händler und Mühlen vermarktet. Die Nähe zur Schweiz bietet oft gute Exportmöglichkeiten. Um Preisschwankungen auszugleichen, wird der Verkauf auf mehrere Termine gesplittet und auch die Möglichkeit von Vorkontrakten ausgeschöpft.